Dienstag, November 03, 2009

Danke Hasenherz, danke!

Nun schreite herab, titanischer Bursche,
Und wecke die vielgeliebte Schlummernde dir!
Schreite herab, und umgürte
Mit zartlichten Blüten das träumende Haupt.
Entzünde den bangenden Himmel mit
lodernder Fackel,
Daß die erblassenden Sterne tanzend ertönen
Und die fliegenden Schleier der Nacht
Aufflammend vergehen,
Daß die zyklopischen Wolken zerstieben,
In denen der Winter, der Erde entfliehend,
Noch heulend droht mit eisigen Schauern,
Und die himmlischen Fernen sich auftun in leuchtender Reinheit.
Und steigst dann, Herrlicher du, mit fliegenden Locken
Zur Erde herab, empfängt sie mit seligem Schweigen
Den brünstigen Freier, und in tiefen Schauern erbebend
Von deiner so wilden, sturmrasenden Umarmung,
Öffnet sie dir ihren heiligen Schoß.
Und es erfaßt die Trunkene süßeste Ahnung,
Wenn Blütenglühender du das keimende Leben
Ihr weckest, des hohe Vergangenheit
Höherer Zukunft sich zudrängt,
Das dir gleich ist, wie du dir selber gleichst,
Und deinem Willen ergeben, stets Bewegter,
Daß an ihr ein ewig Rätselvolles
In hoher Schönheit sich wieder künftig erneuert.
(Das Morgenlied von Georg Trakl)

Donnerstag, Oktober 29, 2009

soooo... süüüssss...!

...abe (runter), bäbu, bubu, bobo, bäri, dudaahh, daddi, diggdagg (uhr), dudadudaduda (was ich dir schon immer mal sagen wollte...), dzzä (tanzä), shäs (chäs), ssä (ässe), shssii (sigi, das musikdosentier), hasi, häsu (das lieblingsplüschtier), ngkä (trinkä), l.gä (alege), bpä (schoppe), mamm-ma (mama), ma (oma), pi (opi), osi (grosi), , ytä (rytä), bu (bure), uetue (zuetue), ...ijeja (rhea!)

Donnerstag, Oktober 15, 2009

bubentraum im gegenlicht

letzten samstag wollte ich meinem taufkind z. aus z. einen flugdrachen schenken. aber das drachenäscht war zu, ich hatte keine zeit zum basteln und geregnet hat's auch schrecklich in der ostschweiz. ausserdem ist sie noch zu klein für den spongebob-kastendrachen.






und wenn ich ehrlich bin, hätte ich dieses geschenk auch mehr für mich ausgesucht. denn ich bin ein verkappter 'drächeler'; mit aviatik an sich zwar nichts am hut aber flügerlen fand ich schon immer super. ...macht man einfach nicht als enddreissiger, wenn man nicht gerade in dänemark oder sonstwo an der nordsee wohnt oder eine obsession für grosse, selbstgebastelte in getüftelter kleinstarbeit produzierte eigenwürfe entwickelt (und damit die grosse drachenfliegernation china gegen sich aufbringt).


nein. ich bin ein lust-drächeler. einer, dem drei tage im jahr die bise am arsch kann, wenn die sonne dazu scheint - so wie gestern, heute, morgen - und das flugmaterial keine grossen ansprüche an finger- und armfertigkeiten stellt. so empfahl man mir gestern KIRK, den kite runners kite (im neuzeitlichen nachbau aus polyester und fiberglasstangen) aus dem gleichnamigen buch und film von khaled hosseini bzw. marc forster. ein einleiniger kampfdrache mit verzeihenden flugeigenschaften. perfekt für einen anfänger.

und so stand ich da - und stehe ich auch gleich wieder - auf dem viererfeld zu berns innerer enge. die sonne im gesicht, 4 baufort im rücken und 15 meter leine zwischen den fingern. verloren und verliebt in einer vergessenen kinderzeit. mit staunendem blick und feuchten augen. selig lächelnd. ganz veweht.

Mittwoch, August 05, 2009

Kleine Zeitreise

Lost and Sound von Tobias Rapp spühlt mich zurück in den Herbst 2006 - als ich mit Zürcher Freunden eine herrschaftlichen Ritt durch die Bars und Gänge der Berliner Clubmeile der Nullerjahre tat. Und jetzt: die Bar 25 schliesst Ende Monat die Tore. So wie damals schon der Tresor, das E-Werk und das WMF in Berlins Mitte. Die Zeit vergeht. Und das ist gut so. Ich möchte diese intensive Zeit der 90er nicht missen. Aber wiederholen auch nicht. Nicht in diesem alt gewordenen Körper.

Dienstag, Juli 07, 2009

Fieberwahn

Er liegt auf dem Boden, unfähig, sich zu bewegen, und er spürt im Inneren ein anderes, ein feindselig gesinntes Wesen, das seine Pläne durchkreuzen will. Irgendwann schreit er: «Bevor ich weitermache, will ich wissen, um was es geht. Ihr könnt mich nicht zu diesem endlosen Kampf zwingen, ohne etwas in Aussicht zu stellen.»
 
Jene, die ihm antworten, ohne ihm eine richtige Antwort zu geben, die Köpfe, die aus Brüsten wachsen, die mit behaarten Zungen nach ihm lecken - runzelige Weiber, die ihn auspeitschen - und er schreit, sie hätten ihn verwechselt - sie grinsen hämisch und krächzen ein Lied, das er nicht versteht. Zuerst, doch dann erfasst er Bruchstücke. Die Wörter stürzen herab wie Schmetterlinge ohne Flügel und er versucht, sie mit einem Netz zu fangen, das aus seinen Händen wächst.
 
Und wenn er alle flüchtigen Wörter eingefangen hat, muss er lange in das Netz starren, bis er sie zu einem Sinn zusammenstecken kann: «Es gibt kein schöneres Entzücken, es gibt kein grösseres Glück, als das Krachen der Knochen, die wir brechen, von morgens früh bis spät am Tag.»
 
Er blickt auf, die Hexen nicken verzückt: «Du hast uns verstanden. Jetzt gib uns deine Glieder. Wir werden Löcher in sie bohren, wir spucken in sie hinein, du bist so schön behaart, jedes Härchen werden wir dir ausreissen. Gib uns deine Glieder, wir versprechen dir vollendeten Schmerz.»
 
ernst regenherz

Mittwoch, Mai 20, 2009

aus einer silbe

manchmal rülpst die pralle stadt. alles roch wie von magesäften zersetzt. am strassenrand lag halbverdauter schlaf, der bald zerfliessen würde. ein löffel schnitt durch das fleisch einer überreifen papaya. fusssohlen schwitzten auf dem heimweg vom markt koriander aus.

er wusste nicht, was ihn eher anwiderte, die meeresbrise, zur ebbe faulig von algen und gestrandeten quallen. oder die düfte des moslemischen frühstücks, aus innereien von ziegen, auf kleinen öfen gebrutzelt.

der pfad der menschheit war gepflastert mit tückischen verlockungen.

trojanow, ilija. der weltensammler. carl hanser verlag. münchen wien. 2006