Dienstag, Juli 07, 2009

Fieberwahn

Er liegt auf dem Boden, unfähig, sich zu bewegen, und er spürt im Inneren ein anderes, ein feindselig gesinntes Wesen, das seine Pläne durchkreuzen will. Irgendwann schreit er: «Bevor ich weitermache, will ich wissen, um was es geht. Ihr könnt mich nicht zu diesem endlosen Kampf zwingen, ohne etwas in Aussicht zu stellen.»
 
Jene, die ihm antworten, ohne ihm eine richtige Antwort zu geben, die Köpfe, die aus Brüsten wachsen, die mit behaarten Zungen nach ihm lecken - runzelige Weiber, die ihn auspeitschen - und er schreit, sie hätten ihn verwechselt - sie grinsen hämisch und krächzen ein Lied, das er nicht versteht. Zuerst, doch dann erfasst er Bruchstücke. Die Wörter stürzen herab wie Schmetterlinge ohne Flügel und er versucht, sie mit einem Netz zu fangen, das aus seinen Händen wächst.
 
Und wenn er alle flüchtigen Wörter eingefangen hat, muss er lange in das Netz starren, bis er sie zu einem Sinn zusammenstecken kann: «Es gibt kein schöneres Entzücken, es gibt kein grösseres Glück, als das Krachen der Knochen, die wir brechen, von morgens früh bis spät am Tag.»
 
Er blickt auf, die Hexen nicken verzückt: «Du hast uns verstanden. Jetzt gib uns deine Glieder. Wir werden Löcher in sie bohren, wir spucken in sie hinein, du bist so schön behaart, jedes Härchen werden wir dir ausreissen. Gib uns deine Glieder, wir versprechen dir vollendeten Schmerz.»
 
ernst regenherz

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